1980–1981: Gründung
Inspiriert durch Bands wie die Sex Pistols oder die Ramones gründeten der damals 17jährige Stehpahan Weidner, Kevin Richard Russel (16) und Peter ,,Pe" Schorowsky (16) im November 1980 in Hösbach eine Punkrock-Band. Den Bandnamen gaben ihnen einige Nachbarskinder, denen die Jugendlichen einen Schlitten wegnahmen, mit den Worten: „...da sind wieder die bösen Onkels...“ (laut Angaben der Bandbiografie). Vorher nannten sie sich nach eigenen Angaben auf dem Tour 2000-Film für 2 Wochen Beulenpest. Die Band war anfangs hauptsächlich im Großraum Frankfurt am Main aktiv.
1981 stieß Matthias „Gonzo“ Röhr (18) zur Band hinzu. Dieser hatte bereits einige Jahre lang Gitarre in verschiedenen Gruppen (u. a. Antikörper und Headliner) gespielt und brachte somit Erfahrung in die musikalisch unbedarfte Band. Zunächst spielte Schorowsky das Schlagzeug, Weidner die Gitarre, Röhr den Bass und Russell übernahm den Gesang. Kurz vor der ersten Aufnahme zum Sampler Soundtrack zum Untergang Vol. II wechselten Röhr und Weidner die Instrumente.
Einstieg in die Skinhead-Szene
Die Band nahm ihre erste größere Veröffentlichung auf dem eher linken Punk-Sampler Soundtrack zum Untergang Vol. II auf. Nachdem aber die bisher unpolitische Punk-Bewegung immer weiter nach links rückte, verloren die Onkelz das Interesse an der Subkultur. Fußball wurde wichtiger und die Schlägereien häuften sich.
Deswegen orientierte die Band sich immer mehr an der ursprünglich ebenfalls unpolitischen Oi!-Bewegung und machte auch anfangs deren politischen Drift zum Neonazismus in den frühen 80ern mit. Sowohl die ersten Auftritte wie auch die damals veröffentlichten Demos bedienten die Vorurteile ihrer unpolitischen bis rechtsextremen/neonazistischen Fangemeinde. 1984 folgte die Veröffentlichung des Albums Der Nette Mann bei Rock-O-Rama, das sich vom Punk-Label immer mehr zum Rechtsrock-Label entwickelte. Diese Platte wurde im September 1986 auf Grund von neonazistischen, gewaltverherrlichenden und sexistischen Inhalten von der „Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften“ (BPjS, jetzt BPjM) indiziert. Dies geschah wegen zweier (laut Urteil[2] der BPjS) „tendeziell nationalsozialistischen“, bzw. die „Inhalte des Nationalsozialismus unreflektiert übernehmenden“ Texte („Frankreich ’84“ und „Böhse Onkelz“), eines „pornographischen“ Textes („Mädchen“), sowie wegen drei extrem gewalttätiger Titel („Dr. Martens-Beat“, „Fußball und Gewalt“ und „Der nette Mann“). Kurze Zeit später folgte durch das Amtsgericht Brühl eine bundesweite Beschlagnahme, also ein Totalverbot auch für Erwachsene. Der Beschlagnahme-Beschluss ist mittlerweile verjährt. Auf diesem Album wurden auch nationalistische Lieder, wie Stolz oder Deutschland aufgenommen, welche den Onkelz einen verstärkten Kultstatus in der Neonazi-Szene einbrachte. Der Nette Mann verkaufte sich bis zum Verbot eher mäßig (laut Angaben der Bandbiografie rund 1000 mal), verbreitete sich jedoch schnell in der Oi!-Szene. Erst nach dem Verbot wurde eine breitere Masse der Öffentlichkeit auf das Album aufmerksam.
Obschon sich die Band von Rock-O-Rama, aufgrund des wachsenden Neonazismus im Label (beginnend ab dem Jahre 1984 durch die Veröffentlichungen von Bands wie zum Beispiel Skrewdriver, Skullhead oder Brutal Attack), trennen wollte, musste sie ihren Plattenvertrag erfüllen und ein letztes Album veröffentlichen. Dies geschah mit der LP Mexico. Die Band trennte sich danach im Streit von diesem Label, daher beinhaltete Mexico auch nur 6 Stücke.
Nach dem Ausstieg aus der Skinhead-Szene
In den späten achtziger Jahren war es recht ruhig um die Band. Die folgenden Alben handelten zwar anfangs noch immer von Alkohol und Gewalt, wurden textlich und musikalisch aber komplexer, trotz massiver Probleme bedingt durch die Alkohol- und Heroinabhängigkeit des Sängers Kevin, die nach der Tötung des besten Freundes der Band, Andreas „Trimmi“ Trimborn (am 16. Juni 1990), so sehr ausartete, dass er fast gestorben wäre.
1992 gelang ihnen ohne jedes Marketing mit dem Album Heilige Lieder der Einstieg auf Platz fünf der deutschen Charts. Trotz (oder gerade wegen) ihres immer größer werdenden kommerziellen Erfolgs – und der damit gesteigerten Aufmerksamkeit – war die Band durch den Vorwurf, sie sei neonazistisch, der ab den frühen 1990er Jahren gegen sie geäußert wurde, bis heute schwer belastet. Im Zuge verschiedenster rassistischer Übergriffe in dieser Zeit wurde verstärkt die Vergangenheit der Band in den Medien thematisiert, worauf sich die Onkelz mit einer massiven Kritik konfrontiert sahen, die unter anderem dazu führte, dass sich mehrere Radiosender und später auch Fernsehsender (MTV und VIVA) weigerten, Onkelz-Platten zu spielen. Große Verkaufshäuser wie Media Markt, World of Music (WOM) oder Saturn verkauften die Tonträger der Onkelz nicht.
Tour 2004, zweites Konzert in Dortmund
Tour 2004, zweites Konzert in Dortmund
Ende der 90er nahmen Media Markt und World of Music die Platten wieder in den Verkauf. In den folgenden Jahren brachten die Onkelz mehrfach ihre Ablehnung gegenüber „Extremismus jeglicher Art“ zum Ausdruck, nahmen an mehreren Rock-gegen-Rechts-, sowie Rock-gegen-Gewalt-Konzerten teil und engagierten sich in sozialen Projekten. Die Band bezog Position als Außenseiter, die jede Art von Politik vehement ablehnt.
Die Band erwarb sich mit der Zeit eine große Fangemeinde. 1998 verkaufte sie von ihrem Album „Viva los Tioz“ innerhalb der ersten 48 Stunden nach Verkaufsstart über 300.000 Exemplare, womit sie zum ersten Mal Platz 1 der deutschen Charts erreichte.
Ein Höhepunkt der Kontroverse um ihre Vergangenheit war der 8. August 2003, als die Böhsen Onkelz beim Konzert auf dem EXPO-Gelände in Hannover als Vorband der Rolling Stones auftraten: Ein auflagenstarkes amerikanisches Blatt schrieb „Nazi-Punk-Band opens the Stones“.
Ende der Karriere
Bühne am Lausitzring, 17. Juni 2005
Bühne am Lausitzring, 17. Juni 2005
Nach dem Vertrag mit dem Plattenlabel Virgin, der nach 3 Studioalben 1998 auslief, gründete die Band ihr eigenes Label „rule23“, Virgin übernahm weiterhin den Vertrieb. rule23 wurde später in „regel23“ umbenannt. Am 24. Mai 2004 kündigten die Onkelz offiziell ihren Rückzug vom aktiven Musikgeschäft an. Auf der Homepage stand: „[...] Aber – seien wir ehrlich zu uns, das ist die logische Konsequenz aus allem. Aus den vergangenen 24 Jahren, aus dem Keller in Hösbach und der ausverkauften Festhalle in Frankfurt. Die Onkelz hatten nie die Ambition, als Rockeremiten mit ergrautem Haar auf dem Rockolymp anzukommen, sondern wenn mit vollem Elan und nicht schon auf dem absteigenden Ast sitzend.“
Nach dem Erscheinen des Albums, einem Auftritt im August beim Wacken Open Air und der restlos ausverkauften Tour 2004 fand am 17. und 18. Juni 2005 ein Abschieds-Open-Air-Festival unter dem Namen „Vaya Con Tioz“ (frei übersetzt: Geh mit den Onkelz) am EuroSpeedway Lausitz statt.
120.000 Besucher im Konzert.
120.000 Besucher im Konzert.
Im Rahmen dieses Open Airs brachte die Band auch die eBay-Kartenproblematik ins Interesse der Öffentlichkeit, da die etwa 100.000 Tickets 22 Tage nach Vorverkaufsstart komplett verkauft waren. Eine beträchtliche Anzahl Tickets wurde von Zwischenhändlern aufgekauft und später bei eBay zu Wucherpreisen wieder verkauft. Allein am Weiterverkauf erzielten diese gewerblichen eBay Händler so Gewinne von mehreren Hundert Prozent. Gegen diese Problematik gingen die Böhsen Onkelz im Rahmen des Open Airs auf dem Lausitzrings vor, indem sie in Zusammenarbeit mit dem offiziellen Ticketversand die Auslieferung von Tickets an diese Händler verweigerten. Davon betroffen waren nach Auskunft auf der offiziellen Homepage etwa 850 Karten, die stattdessen an die Fans verteilt wurden.
Neben den Onkelz als Headliner spielten am Lausitzring zum Support Motörhead, Machine Head, J.B.O., In Extremo, Psychopunch, Children of Bodom, Pro-Pain und weitere Bands sowie Onkelz-Coverbands wie die Enkelz oder Frei.Wild. Bands wie Misfits und Turbonegro hatten zuerst zugesagt, sprangen aber aufgrund des öffentlichen Drucks ab. Marky Ramone sagte wenige Tage vor dem Konzert ab, da ihm in den USA mit Boykott gedroht wurde. Während des ersten Konzertes beim Abschlussfestival spielte die Band trotz Warnungen des Landeskriminalamtes Brandenburg das indizierte Stück „Der nette Mann“ vom gleichnamigen Debütalbum, was zu einer Anzeige führte – bei früheren Konzerten nahmen die Onkelz dies bereits gelegentlich gegen die Zahlung eines Ordnungsgeldes in Kauf.
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